Die Stiftung zuwebe ist ein Lehrbetrieb und bildet jährlich mehr als 30 Lernende in ganz unterschiedlichen Branchen und Bildungsniveaus aus. Die Lernenden sind tätig in den Bereichen Schreinerei, Logistik, Hauswirtschaft, Gastronomie, Garten, Mechanik oder Montage. Gegen Ende der Ausbildung wird in Zusammenarbeit mit den Job Coaches der Stiftung zuwebe eine passende Anschlusslösung gesucht. Dies kann ein Arbeitsplatz innerhalb der Stiftung zuwebe sein oder den Übertritt in den ersten Arbeitsmarkt bedeuten.

Einer der diesjährigen Absolventen ist Fard Tajik. Er ist 22 Jahre alt und lebt in einer Wohngemeinschaft in Baar. In den letzten zwei Jahren hat er eine Ausbildung als Praktiker Hauswirtschaft PrA absolviert. Farids Geschichte ist aussergewöhnlich und sehr bewegend. Auf der Flucht vor den Taliban gelangte er als Kind mit seiner Familie von Afghanistan in den Iran. Als Flüchtling hatte Farid dort aber kein Anrecht auf Schulbildung. Weil er im Iran keine Zukunft sah, machte sich Farid im Alter von 16 Jahren ganz allein auf die gefährliche Reise nach Europa. Von der Türkei gelangte er mit dem Boot nach Griechenland und folgte Bekannten auf dem Landweg in die Schweiz. Am 24. Oktober 2015 erreichte er mit dem Zug den Bahnhof Zürich.

Neustart fernab von Zuhause
Der Start in der Schweiz fiel Farid nicht leicht. „Besonders am Anfang war es sehr schwer. Ich sprach fast kein Deutsch und auch kaum Englisch. Zudem hatte ich grosses Heimweh nach meinen Eltern“, erinnert er sich. Aufgeben war für Farid aber nie eine Option. Nachdem er einige Monate in einem Asylheim in Zürich lebte, erhielt er einen Wohnplatz in einer kantonalen Einrichtung in Zug, welche unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut. Farid besuchte die Schule, lernte Deutsch und war ein guter Schüler. Sein Ziel war es eine Ausbildung zum Logistiker zu machen. Doch manchmal kommt es im Leben anders als geplant. Beim Schwimmen im See erlitt er völlig unerwartet einen Hirnschlag. Farid überlebte. Seine rechte Körperhälfte war jedoch gelähmt. Es folgten Arztbesuche, Aufenthalte in einer Reha-Klinik und viele Stunden Physio-Therapie. Die Zukunftspläne mussten erst einmal warten. Farid musste sich auf seine Gesundheit konzentrieren.

Den Mut nicht verlieren und an sich selber glauben
Heute geht es Farid wieder besser. Seine Gesichtslähmung ist verschwunden und dank viel Training kann er auch wieder gehen. Mühe macht ihm sein rechter Arm, der noch immer gelähmt ist. Doch trotz Unfall machte sich Farid motiviert und zuversichtlich auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz. Er schnupperte im kaufmännischen Bereich, in der Gastronomie und in der Logistik. „Mein Unfall erschwerte die Stellensuche aber enorm“, erzählt er. Überall erhielt er die Rückmeldung, dass er körperlich nicht fit genug sei, um die Tätigkeit auszuüben. „Immerzu hörte ich, was ich alles nicht machen kann. Das war schwer.“ Farid liess sich aber nicht beirren und hatte ein klares Ziel. Er wollte eine Ausbildung machen. Im Internet fand er die Stiftung zuwebe. Nach einem Schnuppereinsatz begann er hier eine praktische Ausbildung in der Hauswirtschaft. „Das war am Anfang alles sehr neu für mich. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht viel über die Arbeit in der Wäscherei oder im Service“, erinnert er sich und schmunzelt. Die Betreuungspersonen hätten ihn aber von Anfang an unterstützt und ihn ermutigt stark zu bleiben und weiterzumachen. „Dafür bin ich meinen Praxisbetreuern und -betreuerinnen sowie meinem Job Coach extrem dankbar.“

Die Menschen in der Stiftung zuwebe hat Farid in den vergangenen Jahren sehr schätzen gelernt. „Am Anfang konnte ich mich mit dem Betrieb nur schwer identifizieren. Ich habe mich fast etwas geschämt zu erzählen, dass ich in einer Institution für Menschen mit Beeinträchtigung arbeite. Heute habe ich da eine ganz andere Meinung“, sagt er. Im Service sei er täglich mit vielen verschiedenen Menschen in Kontakt. „Die Begegnungen hier sind immer sehr aufrichtig und ehrlich. Das schätze ich sehr und ich arbeite sehr gerne hier.“

Ausbildung erfolgreich bestanden
Seinen Abschluss als Praktiker Hauswirtschaft PrA hat Farid im Juni erfolgreich bestanden. Darauf ist er ein bisschen stolz. Viel mehr freut ihn aber, dass er bereits eine Praktikumsstelle gefunden hat. „Nach den Sommerferien darf ich ein Jahr lang ein reguläres Praktikum in der Gastronomie der Stiftung zuwebe machen. Mir gefällt der Kontakt mit den Gästen. Was danach kommt, werden wir sehen“, sagt er mit einem Leuchten in den Augen. Berufsbildner Stephan Schurtenberger macht sich keine Sorgen um Farid’s Zukunft: „Farid ist eine echte Kämpfernatur, der sich durch nichts unterkriegen lässt und immer weitermacht. Ich bin überzeugt, dass er noch viel erreichen wird im Leben.“

Ausbildungsniveaus zuwebe

Lehrbetrieb Stiftung zuwebe

Die Stiftung zuwebe begleitet jährlich ca. 30 Lernende auf ihrem Weg ins Berufsleben. Im Auftrag der IV bietet die Stiftung zuwebe Grundbildungen auf den Niveaus PrA, EBA und EFZ an. Ziel ist es, dass die Lernenden nach Abschluss ihrer Ausbildung in der freien Wirtschaft Fuss fassen können. Um dies zu erreichen, sammeln die Jugendlichen erste Erfahrungen bei Partnerbetrieben der Stiftung zuwebe in Form von Praktikas.