Thema Arbeitsmarkt - Interview mit unserem Job Coach Karim Houas
In der neuen Ausgabe von "aktuell 21" werden Geschichten rund um das Thema Arbeitsmarkt erzählt. Eine davon handelt von Alena Amrein. Die junge Frau macht eine Lehre zur Aktivierungspraktikerin im ersten Arbeitsmarkt in der Alterssiedlung Root und arbeitet einen Tag pro Woche im Atelier Handwerk und Kunst der Stiftung zuwebe. Im Magazin wird Alena Amreins beruflicher Werdegang von verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Auch unser Job Coach Karim Houas kommt darin zu Wort und erzählt, weshalb die Integration von Menschen mit Beeinträchtigung in den ersten Arbeitsmarkt wichtig ist und welche Voraussetzungen dafür erfüllt werden müssen.
Interview mit Karim Houas aus der Zeitschrift "aktuell 21"
Fragen von Tamara Pabst
Ist es wichtig, dass Menschen mit einer Beeinträchtigung auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt arbeiten? Warum?
Ich finde es sehr wichtig, dass Menschen mit einer Beeinträchtigung im ersten Arbeitsmarkt arbeiten können. Sehr oft zeigt es sich, dass alle Beteiligten davon profitieren können.Von der jeweiligen Person und deren Umfeld bis hin zum Arbeitgeber und dem ganzen Team.
Im Bereich der Inklusion sehe ich in der Schweiz noch grosses Entwicklungspotenzial. Mit Supported Education und Supported Employment bewegen wir uns in die richtige Richtung. Aber nicht für jede Person mit Beeinträchtigung ist die Arbeit im ersten Arbeitsmarkt der richtige Weg. Aus diesem Grund wird es auch in Zukunft Arbeitsangebote im ergänzenden Arbeitsmarkt brauchen.
Ist es richtig? Leidet da nicht die Qualität darunter? (in ihrem Fall in der Begleitung der Bewohner*innen)
Ich denke es geht generell darum die Anforderungen mit den Ressourcen in Einklang zu bringen.
Dafür braucht es manchmal ein bisschen Fingerspitzengefühl und Flexibilität in der Schaffung des Arbeitsplatzes. Nicht nur um die Qualität zu gewährleisten, sondern auch, um eine mögliche Überforderung zu verhindern.
Wenn Arbeitgeber ihre Mitarbeiter gemäss ihren Ressourcen einstellen, können neue Arbeitsplätze geschaffen werden, welche wiederum die Qualität im Ganzen erhöhen können.
Worin sehen Sie die positiven Aspekte einer Beschäftigung von Menschen mit einer Beeinträchtigung auf dem ersten Arbeitsmarkt?
Für Menschen mit einer Beeinträchtigung sehe ich die positiven Aspekte im Wesentlichen im Erlangen der Partizipation, der Selbstbestimmung und um das Normalisierungsprinzip im Allgemeinen. Für Menschen «ohne Beeinträchtigung» sehe ich den positiven Aspekt darin, neue Erfahrungen zu machen, den Abbau von Vorurteilen und Hemmschwellen, neue Denkweisen zu erlangen und vielleicht auch neue Wertvorstellungen zu entwickeln. Besonders in der heutigen Zeit, in welcher es sehr stark um Leistung, Weiterentwicklung und Wirtschaftlichkeit geht, kann eine Portion Menschlichkeit und Echtheit Balsam für die Seele sein.
Welches sind Ihrer Meinung nach die nötigen Voraussetzungen und wichtigen Faktoren, damit die Ausbildung einer Person mit einer Beeinträchtigung gelingt?
Die Voraussetzungen sind je nach Ausbildung sehr unterschiedlich. So muss ein Lernender, welcher die Ausbildung als Landwirtschaftspraktiker macht, andere Voraussetzungen erfüllen als eine angehende Coiffeuse-Lernende. Es ist deshalb wichtig, dass man sich genug Zeit nimmt, um verschiedene Berufe mittels Schnuppereinsätzen kennenzulernen. So kann man frühzeitig allfällige Über- oder Unterforderungen erkennen.
Wichtige Voraussetzungen sind zudem der Wille und die Begeisterung des Lernenden für den jeweiligen Beruf. Diese verhelfenn die Ausbildung durchzustehen, auch wenn es mal schwierig werden sollte.
Auf der Seite des Ausbildungsbetriebs erachte ich es als wichtige Voraussetzung, dass das Arbeitsumfeld wohlwollend ist und lösungsorientiert arbeitet. Es ist wichtig, die Ressourcen, aber auch die Grenzen, der Lernenden zu kennen. Dies ermöglicht es adäquat zu fördern, aber auch zu fordern.
Welche Aspekte erleben Sie als positiv? Welche Aspekte erleben Sie als negativ?
Kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beurteilen.
Welches ist für Sie persönlich der positivste Aspekt in der Begleitung von Alena?
Ich geniesse sehr die differenzierten Unterhaltungen mit Alena. Sie schafft es immer wieder, mich mit ihrer Wortgewandtheit und Schlagfertigkeit zu überraschen.
Das ganze Magazin kann direkt beim Verein insieme21externer Link bestellt werden. Einige Exemplare sind zudem an den verschiedenen Standorten der Stiftung zuwebe erhältlich.