Agogik-Rahmenkonzept
Ein Handbuch zur professionellen Begleit- und Betreuungsarbeit der Stiftung zuwebe
«Nur wer weiss, wo er hinsegeln will, setzt die Segel richtig» (Jürg Meier).
Das Agogik-Rahmenkonzept legt den Kurs für die Stiftung zuwebe fest, damit die Segel richtig gesetzt werden können. Es beschreibt die agogischen Prinzipien und Methoden sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen und Theorien, nach denen die Begleit- und Betreuungsleistungen erbracht werden. Die beschriebenen Grundsätze und Leitlinien schaffen eine gemeinsame Grundlage für das agogische Handeln in der Stiftung zuwebe.
Als verbindliches Arbeitsinstrument für das Personal aller Geschäftsbereiche dient das Agogik-Rahmenkonzept primär als Orientierungshilfe im Alltag und ist wichtiger Bestandteil der Qualitätssicherung und -entwicklung. Das Agogik- Rahmenkonzept basiert auf der Vision, dem Leitbild und der Strategie der Organisation und bildet zusammen mit dem Managementsystem die konzeptionelle Grundlage der Stiftung zuwebe.
Die 3 Leitsterne
Ein Leitstern ist ein besonderer Stern, der als Orientierungspunkt dient. Der Leitstern der Seefahrer ist der Polarstern. An diesem orientieren sie sich, um auf Kurs zu bleiben, denn, im Vergleich zu den anderen Sternen, ändert sich seine Position im Laufe der Nacht nicht.
Die Stiftung zuwebe orientiert sich an den 3 Leitsternen: Inklusion, Empowerment und Personzentrierung. Die Leitsterne geben Orientierung bei der Ausrichtung der täglichen Arbeit und bei anstehenden Entscheidungen.
Inklusion
Inklusion ist ein Idealzustand, in welchem alle gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben. Das bedeutet, dass Menschen mit Beeinträchtigungen nicht nur eingegliedert sind, sondern dass die Grenzen zwischen «behindert» und «nichtbehindert» gänzlich aufgehoben sind. In der inklusiven Gesellschaft werden alle als gleich bzw. als gleich unterschiedlich wahrgenommen und behandelt.
Empowerment
Der Begriff Empowerment wird übersetzt mit «Selbstermächtigung» oder «Selbstbefähigung». Er beschreibt die grösser werdende Möglichkeit der Menschen, Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, selbst zu treffen und diese Entscheidungen in Taten umzusetzen.
Ziel von Empowerment ist die Förderung der Fähigkeit für selbstständiges und selbstbestimmtes Handeln und das Eröffnen von Möglichkeiten, um diese Fähigkeit einzusetzen.
Die Betroffenen sollen ihr Gefühl der Macht- und Einflusslosigkeit überwinden und ihre Gestaltungsspielräume und ihre eigenen oder kollektiven Ressourcen entdecken, entwickeln und nutzen können. Unter Empowerment wird sowohl der Prozess der Selbstbefähigung der Betroffenen als auch die professionelle Unterstützung der Betroffenen zur Selbstermächtigung verstanden.
Personzentrierung
Die personzentrierte Haltung, hier Personzentrierung genannt, stellt die Perspektive, Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse und Ressourcen der Person ins Zentrum. Gleichzeitig werden die Vorstellungen, Erwartungen und Lösungsansätze der Fachpersonen in den Hintergrund gerückt. Die 3 Grundhaltungen sind Empathie, Wertschätzung, Echtheit.
Empathie
Empathie ist einfühlendes Verstehen. Es handelt sich um die Fähigkeit und die Bereitschaft, sich in die Gedanken und Gefühle des Gegenübers einzufühlen und diese verstehen zu wollen.
Wertschätzung
Wertschätzung besteht aus nicht wertendem Akzeptieren. Es meint, dass das Gegenüber so akzeptiert und wertgeschätzt wird, wie es im Augenblick ist – ohne zu werten oder Bedingungen zu stellen. Dabei ist es auch möglich, die Person als solche zu akzeptieren und wertzuschätzen, aber ihr Verhalten nicht. Diese Unterscheidung zwischen Person und Verhalten ist uns in unserer täglichen Arbeit wichtig.
Echtheit
Echtheit wird oft auch mit dem Wort «Kongruenz» beschrieben, welches «Deckungsgleichheit» meint. Es bedeutet, dass wir dem Gegenüber als echte und fassbare Person begegnen und uns unserer eigenen Gefühle, Impulse und Eindrücke bewusst sind.
Modelle und Methoden zur Begleitung
Kooperative Prozessgestaltung (KPG)
KPG setzt sich aus den Worten «Kooperation» und «Prozess» zusammen. Kooperativ im KPG bedeutet, dass alle Leistungen und Ziele in Zusammenarbeit mit dem betroffenen Klienten bestimmt und umgesetzt werden. Grundlage für eine gelingende Kooperation ist ein emotionales Beziehungsangebot der Professionellen an den Klienten sowie die offengelegte und strukturierte Vorgehensweise im Unterstützungsprozess.
Die Ziele werden unterteilt in Bildungsziele für die Klientinnen (die von den Klientinnen möglichst selbstbestimmt formuliert werden) und in Unterstützungsziele, also Ziele für die Betreuungsleistung (für die Professionellen). Der persönlichen Stimme des Klienten wird dadurch Rechnung getragen und er ist, im Sinne der UN-BRK, massgeblich am gesamten Prozess beteiligt.
Funktionale Gesundheit und ICF
Beim Konzept der Funktionalen Gesundheit handelt es sich um ein Entwicklungsmodell, welches das komplexe Zusammenspiel zwischen den unterschiedlichen Faktoren in Bezug auf Behinderung abbildet. Es wird davon ausgegangen, dass die Gesundheit nicht nur vom Körper und der Psyche einer Person abhängt, sondern das Ergebnis verschiedener Wechselwirkungen mit der Umwelt darstellt. Demnach ist Gesundheit nicht nur das reibungslose Funktionieren des Körpers, sondern beinhaltet auch Aktivität und Teilhabe an der Gesellschaft.
Inhaltsverzeichnis
Das Inhaltsverzeichnis bietet einen strukturierten Überblick über die verschiedenen Abschnitte oder Kapitel des Agogik-Rahmenkonzeptes. Sie können sich einen groben Überblick über die Themen verschaffen, jedes Kapitel ist mit Unterkapiteln strukturiert.
Kontaktaufnahme
Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme bei Fragen oder für einen fachlichen Austausch. Für weiterführende Informationen zu den im Konzept behandelnden Themen stehen wir gerne zur Verfügung.
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Regula Bruggmann
Bereichsleiterin Bildung -
041 781 63 25
regula.bruggmann@zuwebe.ch